Im Jahnstadion Regensburg wurde ein neuer Rasen zum Saisonstart 2025/26 verlegt - Initiator und Projektleiter war die Stadt Regensburg. In vertrauensvoller Zusammenarbeit haben sich der SSV Jahn und das.Stadtwerk Regensburg auf einen Wechsel des Grüns verständigt. Nach einer intensiven Arbeitswoche konnte am vergangenen Sonntag (20.07.) pünktlich zum Familientag des Jahnstadion Regensburg die neue Rasenfläche mit einem öffentlichen Training der Jahn Profis sowie einem Mädchenfußballturnier eingeweiht werden. Wie der Prozess ablief, welche Mengen an Rasen bewegt wurde und warum ein Austausch des Rasens die wirtschaftlich sowie ökologisch sinnvollere Lösung waren, erklären Stadionbetreiber Sebastian Graf und Jahn Greenkeeper Peter Mauerer im Interview.
Herr Graf: Wie lief der Prozess des Rasenwechsels ab und wie war es vertraglich geregelt?
Sebastian Graf (Stadionbetreiber des Jahnstadion Regensburg): Grundsätzlich möchte ich herausstellen, dass das Jahnstadion Regensburg nicht nur auf den Fußball ausgerichtet ist, sondern dort auch unterschiedlichste Veranstaltungen aus Wirtschaft und Kultur stattfinden. Seit Herbst vergangenen Jahres waren wir vom Jahnstadion Regensburg im offenen Austausch mit dem SSV Jahn, wie die weitere Vorgehensweise sein wird. Vertraglich ist festgehalten, dass sich der SSV Jahn eigenständig um das Greenkeeping kümmert. Da sie die nötige Expertise mitbringen, habe ich hier vollstes Vertrauen in ihre Fachkompetenz. Es stand die Grundsatzfrage im Raum, ob eine Sanierung oder ein Austausch im Sommer wirtschaftlicher ist. Anfang Mai diesen Jahres haben wir uns gemeinschaftlich für einen kompletten Austausch entschieden.
Warum ist man zu diesem Entschluss gekommen?
Man muss dazu sagen, dass wir im Vergleich zu den größeren Stadien die Rasenheizung nicht dauerhaft laufen lassen, sobald die Temperaturen niedriger sind. Stattdessen entscheiden wir spieltagsindividuell, ob die Heizung angeschaltet wird. So möchten wir ökonomische und ökologische Effizienz genauso wie den Spielbetrieb der Jahnelf sicherstellen. Dementsprechend unterscheidet sich die Rasenqualität im Winter von den Rasenflächen, die permanent beheizt werden und damit immense Ressourcen verbrauchen.
Der Rasentausch lief im engen Austausch mit dem Greenkeeping-Team des SSV Jahn: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit lief sehr partnerschaftlich und kooperativ ab. Die Fachkompetenz lag hierbei vollständig beim Greenkeeper-Team des SSV Jahn. Sie bringen die nötige Expertise mit und wir haben hier vollstes Vertrauen in ihre Arbeit.
Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum des Jahnstadions erstrahlt die Rasenfläche in neuem Grün, wie stehen Sie dazu?
Es war ein glücklicher Zufall, dass es genau in diesem Jahr soweit war. Als Stadionbetreiber sind wir vertraglich in dieser Drittliga-Spielzeit dafür zuständig und übernehmen das gerne.Grundsätzlich freut es mich sehr, dass alle Besucher von diversen Veranstaltungen einen neuen und gepflegten Rasen vorfinden. Ansonsten hoffen wir, viele erfolgreiche und emotionale Spiele des SSV Jahn auf dem neuen Grün sehen zu können.
Mit einem herzlichen “Dakujem” (slowenisch = danke) verabschiedet sich Peter Mauerer, Greenkeeper des SSV Jahn, von den zehn Mitarbeitern aus Slowenien, die ihn und sein Team in den letzten Tagen fleißig beim Verlegen des neuen Rasens unterstützt haben. Denn pünktlich zum 10- jährigen Stadion-Jubiläum erstrahlt auch der Rasen in neuem Grün. Nach vier Jahren rollten wieder LKWs an, die den neuen Rasen aus Slowenien ins Jahnstadion Regensburg brachten. Warum genau Slowenien, wie der Prozess ablief und was bei so einem Rasen-Austausch alles beachtet werden muss, das hat uns Greenkeeper Peter Mauerer im Interview erklärt.
Herr Mauerer, wie kann man sich so einen Rasenwechsel vorstellen? Welche Arbeitsschritte braucht es zum neuen Grün?
Jahn Greenkeeper Peter Mauerer: Wir haben hier im Jahnstadion Regensburg eine Spielfläche von 104 Metern mal 68 Metern, das sind knapp 7000 Quadratmeter Rasen, diese Fläche wurde erst einmal fünf Zentimeter tief abgefräst. Letztendlich hatten wir 530 Kubikmeter Fräsgut. Den Großteil davon haben wir in Folie gewickelt, die eingepackten Rollen werden jetzt so lange gelagert, bis das Grüngut verrottet, um es im letzten Schritt als Erde für neue Rasenflächen zu verkaufen. Weiter ging es dann damit, dass 290 Tonnen Sand geliefert wurden, die auf der Fläche verteilt wurden – hier mussten wir darauf achten den Sand einzukreisen, also so zu verteilen, dass ein zwei prozentiges Gefälle entsteht, damit das Wasser leichter abläuft. Nachdem der Sand platt gewalzt wurde, kamen die ersten LKW mit dem neuen Rasen angefahren.
Woher stammt der neue Rasen und warum fiel die Wahl auf diesen Rasen?
Wie auch schon beim letzten Tausch haben wir uns wieder für den Rasen von der Firma Richter Rasen entschieden, die ihren Sitz in Wien hat. Das liegt schlichtweg daran, dass wir im Rahmen des letzten Rasentauschs mit den Prozessabläufen, der Zusammenarbeit und der Rasenqualität per se sehr zufrieden waren. Der Rasen selbst wird auf Feldern in Slowenien auf sandigem Boden angebaut.
Wie lange braucht der Rasen, bis er so gewachsen ist, dass man ihn verwenden kann?
Das hängt vom Rasentyp ab: für unseren Stadionrasen verwenden wir zwei verschiedene Rasenarten. Zum einen den sogenannten Lolium Perenne, der sich dadurch auszeichnet, dass er schnell wächst. Bereits 12 Monate nach Anbau kann dieser verwendet werden. Zum anderen wird der Poa Pratensis genutzt, der eine Wachstumszeit von 20 Monaten benötigt und dadurch im Vergleich auch deutlich teurer ist. Anders als der Lolium bildet er Ausläufer, also verwurzelt er sich in der Erde und sorgt dadurch für Halt im Boden.
Warum nimmt man nicht nur “Lolium Perenne”, wenn dieser doch günstiger ist?
Es gibt durchaus Vereine, die ausschließlich „Lolium Perenne“-Rasen verwenden, das sind dann beispielsweise Vereine wie Eintracht Frankfurt, die ihren Rasen regelmäßig tauschen, weil dort Konzerte o.ä. stattfinden. Wir haben Wert daraufgelegt, dass der Rasen verhältnismäßig lange hält. Deshalb spielt der „Poa Patensis“-Rasen durch seine Verwurzelung eine entscheidende Rolle.
Wie viele Tonnen Rasen wurden bewegt?
Es kamen insgesamt 25 LKW´s mit einer Ladefläche voll mit Rollrasen an. Bei der Hälfte derLKWs handelte es sich um Kühl-LKWs, damit der Rasen nicht kaputt geht, sie sind teilweise acht Stunden unterwegs. Eine Rolle wiegt rund 1,2 Tonnen, auf circa 60 Bahnen sind es dann um die 600 Tonnen Rasen, die verlegt wurden.
Welche Herausforderungen gab es vor, während und nach dem Tausch?
Im Großen und Ganzen lief alles reibungslos ab. Lediglich bei der Lieferung des neuen Rollrasen kamen kurzzeitig keine LKWs mehr, da sie ihre Lenkzeit überschritten hatten und demnach erst später als geplant am Stadion ankamen. Die Wartezeit haben wir aber dafür genutzt, andere Arbeitsschritte in dieser Zeit vorzuziehen, wie beispielsweise den Feinschliff am Spielfeldrand.
Wie sorgt ihr dafür, dass der neue Rasen möglichst lange hält?
Komplett beeinflussen können wir das nicht, da wir die Witterungsbedingungen nicht steuern, sondern lediglich entgegenwirken können. Für den idealen Rasen wären ein milder Winter sowie wenige Spiele unter Regenfall das Optimum. Grundsätzlich ist es aber so, dass der Rasen ab 9 Grad Celsius in 10 Zentimeter Tiefe nicht mehr wächst. Ab dann ist der Zeitpunkt gekommen, zu dem man mit einer Rasenheizung nachhelfen muss.
Es heißt, man darf den Rasen nicht betreten, da man Krankheitserreger transportieren kann?
Ganz so kann man das nicht sagen. Klar, ist es nicht ideal, wenn ständig jemand über den Rasen läuft, da das für den Rasen “Stress” ist. Der höchste Krankheitsdruck entsteht jedoch, wenn nachts warme Temperaturen herrschen und der Rasen nass ist. Aus diesem Grund versuchen wir, falls möglich, die Mittagszeit zum Wässern zu nutzen, sodass der Rasen nachts trocken ist. Das ist aber von Standort zu Standort unterschiedlich.
Ab wann ist der Rasen bespielbar?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Grundsätzlich könnte man sofort drauf spielen, da er sich durch das hohe Gewicht selbst gut anpasst. Da wir langfristig denken möchten, haben wir, nachdem der Rasen einen Tag geruht hat, rund 1000 Löcher in den Rasen gemacht, die 15 cm in die Tiefe gehen. In den nächsten Tagen werden wir viel wässern und ihm die Zeit geben, Wurzeln zu schlagen. Im Idealfall bleiben die Temperaturen in den ersten Tagen unter 26 Grad. Am Familientag, der knapp zehn Tage nach der Verlegung am 20. Juli statt fand, wurde er das erste Mal offiziell bespielt.
Nachdem die Jahnelf das erste Mal am Familientag den neuen Rasen betreten durfte, stand am Samstag (26.07.) das erste Spiel gegen den TSV 1860 (0:4) im Jahnstadion Regensburg an. Zum Heimauftakt in der 3. Liga empfängt der MSV Duisburg in Regensburg (10.08.)