Der SSV Jahn Regensburg hat seine Serie in der DFB-Pokalsaison 2020/21 fortgesetzt: In einer spannenden Partie im Jahnstadion Regensburg sorgte erneut das Elfmeterschießen für die Entscheidung. Damit stehen die Oberpfälzer erstmals in der Vereinsgeschichte im Viertelfinale des DFB-Pokals.
Kalte Kölner Dusche – Tolle Moral der Jahnelf
"Wir freuen uns sehr auf das Spiel", hatte Chef-Trainer Mersad Selimbegovic auf der Pressekonferenz am Dienstag erklärt – und die Freude war beiden Mannschaften auf dem tiefen Regensburger Rasen von Beginn an anzumerken. Keine fünf Spielminuten waren im Duell zwischen Erst- und Zweitligisten vergangen, als die Kugel zum ersten Mal im Netz zappelte: Nach feinem Schnittstellenpass von Kölns Verteidiger Jannes Horn behielt Jakobs im Duell mit Jahn Torhüter Alex Meyer kühlen Kopf und schob unter Mithilfe des linken Innenpfostens zum frühen 1:0 ein (4.). Erster Schuss, erster Treffer – der Startschuss für einen furiosen Pokalabend.
Die Jahnelf schüttelte sich nach dem frühen Rückschlag kurz und zeigte in der Folge die richtige Reaktion. Gerade die linke Seite sorgte in der Phase nach dem Gegentreffer für Betrieb. Doch weder die Distanzschüsse von Erik Wekesser (14.) und Sebastian Stolze (15.) noch Andreas Albers‘ Versuch per Kopf sollten Kölns Keeper Timo Horn wirklich in Bedrängnis bringen.
Der Bundesligist Köln zog sich in der ersten Regensburger Drangphase zunächst weit in die eigene Hälfte zurück und nutzte dann eine kurze Unachtsamkeit in der Jahn Defensive eiskalt aus. Am Ende verwandelte FC-Winterneuzugang Dennis nach Vorarbeit Jakobs‘ trocken aus zwölf Metern rechts unten (22.).
Dass die Jahnelf mit Rückständen umzugehen weiß, konnte sie in den vergangenen Jahren des Öfteren unter Beweis stellen – und auch an diesem Mittwochabend unterstrich die Mannschaft von Chef-Trainer Mersad Selimbegovic einmal mehr ihre tolle Moral: 35 Zeigerumdrehungen waren vergangen, als Scott Kennendy nach einer Ecke mit einem satten Drehschuss auf 1:2 verkürzte – die Kugel schlug rechts oben im FC-Tor ein. Der kanadische Innenverteidiger war kurz zuvor für den angeschlagenen Sebastian Nachreiner in die Partie gekommen (25.).
Im Anschluss blieb die Jahnelf dran, ließ sich vom vermeintlichen Kölner 3:1 (Schmitz‘ Kopfballtor wurde nach Abseitsstellung vom VAR zurückgenommen) nicht beirren und stellte dann die Uhren wieder auf Anfang: Jann George war es, der nach Kopfballvorlage von Andreas Albers aus wenigen Metern zum umjubelten 2:2 einschob (44.). Danach war erst einmal durchatmen angesagt – mit einem Unentschieden ging es für beide Teams in die Katakomben des Jahnstadion Regensburg.
SSV kämpft – Meyer pariert sehenswert
Der bessere Start nach Wiederbeginn gehörte dem SSV: Jahn Kapitän Bene Gimber scheiterte nach einer maßgenauen Hereingabe von Erik Wekesser mit einem wuchtigen Kopfball aus der Nahdistanz am tollen Reflex von Horn (48.). Beide Teams lieferten sich weiterhin eine Begegnung auf Augenhöhe. Den nächsten Höhepunkt setzte Regensburgs Nummer eins Meyer mit einer Klasseparade gegen Özcan, der das Spielgerät per Kopf auf das Jahn-Tor gejagt hatte (63.). Fast postwendend prüfte Stolze Timo Horn mit einem satten Rechtschuss vom Strafraumeck (65.).
In der 77. Minute tönte dann ein lauter Pfiff durch das weite Rund. Jan Elvedi war der Ball nach einer Kölner Ecke unglücklich an die Hand gesprungen, Referee Hartmann deutete sofort auf den Elfmeterpunkt. Dennis trat für die Geißböcke an – und scheiterte am gut aufgelegten Meyer, der die Kugel aus seiner Sicht rechts unten aus dem Eck kratzte (78.). Da Stolzes Versuch knapp links am Kölner Kasten vorbeirauschte (85.), blieb es nach der regulären Spielzeit beim 2:2. Es ging in eine 30-minütige Verlängerung.
Jahn erstmals im Viertelfinale
In dieser setzte der Jahn die ersten Offensivakzente: Während Albers bei seinem Abschluss noch knapp im Abseits gestanden hatte, fehlten Max Besuschkow aus der Distanz zwei Meter (94.). Im weiteren Verlauf blieb es dabei, beide Mannschaften lieferten sich einen wahren Pokal-Fight, der ohne weitere Tore ins Elfmeterschießen ging.
Dort bewies die Jahnelf im dritten DFB-Pokalspiel der Saison zum dritten Mal die besseren Nerven. Alex Meyer parierte, Max Besuschkow verwandelte den entscheidenden Elfmeter und sorgte somit für ein historisches Ergebnis: Der SSV Jahn Regensburg steht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte unter den letzten acht Mannschaften des DFB-Pokals.
SSV Jahn: Meyer – Saller (83. Heister), Nachreiner (25. Kennedy), Elvedi, Wekesser – Gimber, Besuschkow – Stolze (105. Becker), George (69. Vrenezi) – Albers, Otto (70. Caliskaner)
Bank: Weidinger (ETW), Palionis, Moritz, Opoku / Chef-Trainer: Mersad Selimbegovic
1.FC Köln: T. Horn – Meré, Czichos, J. Horn – Wolf (33. Schmitz), Skhiri, Rexhbecaj (46. Meyer), Katterbach – Duda (46. Özcan), Jakobs, Dennis (96. Arokodoare)
Bank: Zieler (ETW), Höger, Limnios, Drexler, Thielmann / Chef-Trainer: Markus Gisdol
Gelbe Karten: Schmitz (47.), Czichos (93.) / Vrenezi (70.)
Bes. Vorkommnisse: Jahn Torhüter Meyer hält Elfmeter von Dennis (78.)
Tore: 0:1 Jakobs (4.), 0:2 Dennis (22.), 1:2 Kennedy (35.), 2:2 George (44.)
Elfmeterschießen: 0:1 Czichos, 1:1 Wekesser, 1:2 Özcan, 2:2 Gimber, 2:3 Arokodare, T. Horn hält gegen Albers, Meyer pariert gegen Meré, 3:3 Vrenezi, J. Horn verschießt, 4:3 Besuschkow
Zuschauer: -
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)