Oft fühlen sie sich zu fit und steigen zu früh voll ein
Als Co-Trainer Reha begleitest Du die verletzten Spieler. Was bedeutet das, zum Beispiel bei den Kniepatienten Eric Hottmann und Erik Tallig?
Bei solchen Verletzungsthematiken werden sie extern betreut, bis sie einen gewissen Status erreicht haben. Mit unserem Kooperationspartner stehe ich im permanenten Austausch bei einer solch intensiven Reha-Betreuung. In der Endphase der Reha werden die Spieler vor Ort von mir betreut, um sie wieder an das Mannschaftstraining heranzuführen. Beide sind auf einem guten Weg. Erik Tallig ist öfter am Trainingsgelände und arbeitet vor Ort in vielen Bereichen. Eric Hottmann ist auch schon wieder auf dem Platz und arbeitet mit Trainern in Donaustauf. Im April wollen wir ihn hier in unserem Trainingszentrum am Kaulbachweg wieder an die fußballspezifischen Bewegungsmuster heranführen.
Welchen Ansatz verfolgst Du bei solch schweren Verletzungen?
Gerade beim Kreuzbandriss gibt es grobe Anhaltspunkte, die auf eine Dauer von 9 Monaten schließen lassen. Bis das Kreuzband vollständig wiederhergestellt ist, kann es viel länger dauern und es kommt auch auf die Belastung an. Dementsprechend ist es auch Aufgabe von Jahn Physio Tobias Rutzinger und mir, ihn zu schützen. Oft fühlen sie sich wieder fit und bereit, ins Training frühzeitig einzusteigen. Gerade dann kann es anfangs gut gehen und bei einem kleinen Rückschlag alles schlimmer machen. Das ist gefährlich. Solche Hochphasen sind gleichzeitig sensible Phasen für das Kreuzband und können beispielsweise zu Re-Rupturen führen. Daher sind immer ein gesundes Augenmaß und eine offene Kommunikation zwischen dem Spieler und dem Trainerteam notwendig.
Wie wichtig ist die Abstimmung mit den anderen Trainern?
Gerade am Anfang, wenn der Spieler noch nicht fürs Team-Training geeignet ist, ist eine ständige Abstimmung sehr notwendig. Es kommt oft vor, dass der Spieler kontrolliert mehr trainiert. Das muss beispielsweise mit dem Physioteam abgestimmt werden, weil sie das besser beurteilen und fühlen können. Wenn der Spieler dann zwar Schmerzen hat, die Verletzung aber trotz Belastung stabil ist, sind das wichtige Erkenntnisse, die in das weitere Vorgehen hineinspielen.
Wie wichtig ist es auch, zu den verletzten und nicht nominierten Spielern eine menschliche Verbindung zu haben?
Jeder Spieler ist wichtig und letztlich arbeite ich mit jedem Spieler individuell, entweder an den Verletzungsproblematiken oder entsprechend in anderen Teilbereichen, wo die Spieler noch Potenziale besitzen. Zu den Jungs habe ich wirklich zu jedem eine gute Verbindung. Wie das Training angenommen wird, hängt aber vom Spieler ab. Die Spieler, die nicht im Kader sind, nehmen es natürlich unterschiedlich auf. Ich versuche, für alle ein offenes Ohr zu haben und viel mit ihnen zu reden. Wichtig ist nur, dass sie ebenfalls im Rhythmus bleiben und sich fit halten.
Wie sehr leidest Du selbst bei schweren Verletzungen?
Das ist schon immer ein schwerer Schicksalsschlag, an dem die Jungs anfangs immer hart zu knabbern haben. Die Anfangsphase ist sehr schwierig, weil du kaum etwas machen kannst. Irgendwann realisiert man, dass es aber vorangeht. Lange nach hinten schauen bringt nichts. Jeder verletzte Spieler ist manchmal traurig und in einem mentalen Sumpf, aber am Ende muss das Geschehene verarbeitet und der Blick in die Zukunft gerichtet werden. Früher habe ich bei den Verletzungen sehr mitgelitten. Mittlerweile gehören leichte Blessuren zum Tagesgeschäft, doch bei schweren Verletzungen wie bei Eric Hottmann oder Erik Tallig tut mir das noch immer weh. Da habe ich die Situationen immer noch vor Augen und bekomme dabei immer noch Gänsehaut. Wichtig ist aber auch hier positiv zu bleiben und den Fokus auf das Rehatraining zu richten.
Ende vergangenen Jahres bist Du erstmals Vater geworden. Wie stehts mit dem Familienglück?
Sehr gut. Wir sind sehr zufrieden. Ich kann immer nur wieder betonen, mein Sohn Kilian schläft sehr gut (schmunzelt). Jeder, der Kinder hat, weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, aber er kommt in der Nacht auf sieben, acht Stunden Schlaf. Das macht es für meine Frau und mich deutlich entspannter. Die Geburt hat mein Leben schon positiv bereichert. Wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag heimkomme und sein Lachen sehe, ist alles wieder gut. Ein sehr schönes Gefühl. Ich genieße es sehr, mit meiner Frau und dem Kinderwagen spazieren zu gehen. Mit einem Bild auf meinem Schreibtisch begleitet mich Kilian auch während des Arbeitstags, gerade sein spitzbübisches Lächeln bereitet mir sofort gute Laune.
Da wir von allen eine lustige Anekdote gehört haben, darfst Du den Kreis schließen und eine über Andreas Patz erzählen.
Ich genieße meistens die Momente im Trainerbüro, ohne mir das lange zu merken. Andi liebt meinen Honig, den ich in der Küche stehen habe. Besonders ist er aber beim Fußball-Tennis aktiv und duelliert sich regelmäßig mit Joe Enochs. Er besitzt auf jeden Fall eine Menge Ehrgeiz. ag